Moin Detlev,
doch die von dir verlinkte Seite, speziell der Bericht über Deutsch Süd-West ist hinlänglich bekannt, jdoch stütze ich meine Recherchen nicht nur auf eine Quelle, sondern nutze unterschiedliche Quellen, dazu gehört auch der eMailkontakt zu verschiedenen Leuten im heutigen Namibia, die sich mit deren eigenen Eisenbahngeschichte auseinandersetzen.
Im Rahmen meiner Recherchen stelle ich immer wieder interessante Begebenheiten fest, die sich nicht sofort auf en ersten Blick hin ergründen lassen und eigentlich hätten unmöglich sein müssen, beachtet man die politische und wirtschaftliche Lage in der Zeit des ab 1914 begonnenen Weltkrieges, insbesondere mit Großbritannien. Wie an anderer Stelle schon einmal erwähnt, liefen Kohletransporte nahezu ohne nennenswerte Störungen und Einshränkungen ab. 2/3 der Gesamttonnage in den deutschen Kolonialgebieten verbrauchten Kohlen kam aus nordirischen Bergwerken, lediglich 1/3 aus deutschen Bergwerken im Ruhrgebiet. Damit wurden die drei Afrikanischen Kolonien und West Somoa (heutiges US Somoa) mit Kohle beliefert, die Chinesische Provinz und deutscher Leitung, war von der chinesischen Regierung gepachtetes Land und keine Kolonie im eigentlichen Sinne, zudem war diese Region ziemlich autag und nich auf den Kohleimport angewiesen.
Kommen wir zurüch zur Eisenbahn des nördlichen, heutigen Namibias.
Auf der Bahnstrecke der Otavi Minen und Eisenbahn Gesellschaft besticht deren immense Streckenlänge mit dem verbesserten Oberbau und dem besseren Gleismaterial mehr als die staatliche Deutsch Süd - West Afrikanische Eisenbahn verlegten Strecken mit dem Heeresfeldbahnmaterial.
Das Jahr Geschäftsjahr 1907 ist insbesondere das Jahr mit der größten erbrachten Transportleistung als alle Folgejahre danach.
Man muß wissen, daß die Erze in den Bergwerken auf Halde gefördert wurden, das heißt es fand kein Abtransport statt, man erwartete die Fertigstellung, der im Bau befindlichen O.M.E.G. Trasse nach Swakopmund, bzw. nach Grootfontein.
Im Jahr 1907 war die Hauptstrecke, der Otavibahn, erstmals in voller Länge befahrbar und auf der Nebenstrecke in Richtung Grootfontein waren lediglich einige Bergwerke bereits angeschlossen worden.
Der in Tsuneb errichtete Schmelzbetrieb erreichte im Jahr 1907 die höchste Auslastung.
Der O.M.E.G. standen 390 offene Güterwagen zur Verfügung, etwa 100 gedeckte Güterwagen und gut 50 Pack-, Post- und Personenwagen aller vier Wagenklassen, sowie verschiedene Spezialwagen und etliche Wasserwagen.
Der Lokomotivbestand umfaßte:
15 Tenderloks - Dreikuppler mit Schleppachse Nr. 51 bis 65
9 Schlepptender Güterzugloks der Bauart Mikado (1-D-1) Nr. 40 bis 42 und 71 bis 76
3 Schlepptender Eilzugmaschinen der Bauart Pazifik (2-C-1) Nr. 30 bis 32
2 Benzol Draisinen für Fernstreckeneinsatz (später Kronprinz genannt) Nr. unbekannt
5 Feldbahntenderloks von Koppel als Dreikuppler Nr. 80 bis 84
Die Hauptwerkstatt war in Usakos etwa auf halber Streckenlänge der 587 Km langen Hauptstrecke zwischen Swakopmund und Tsuneb.
Die maximale Neigung betrug 1,5 % bei Mindesgleisradien von 150 m und 600 mm Spurweite. Gefahren wurde nur tagsüber, Nachtfahrten beschränkten sich auf das Erreichen der nächsten Bahnstation. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit betrug etwa 30,6 Km/h.
Um 100.000 t Erze zum Hafen und etwa die gleiche Tonnage an Kohle in die entgegengesetzte Richtung zu transportieren wurden alle schweren Güterzugmaschinen im Schnitt mit 300 t bis 450 t Zügen bespannt, zum Durchqueren der Namib Wüste mußten zudem noch Wasserwagen auf ca. 150 Km Streckenlänge mitgeführt werden. Je Richung war ein Güterzug etwa 2 1/2 Tage unterwegs, 1 1/2 Tage wurden zum Ent- und wieder Beladen an jeder Endstation benötigt (rechnerisch ermittelte Werte). Es standen offene Güterwagen mit Ladekapazitäten zwischen 10 t und 20 t zur Verfügung. Die Bulkwaren wurden in Säcken verpackt transportiert, vermutlich 1 DZ pro Sack (Doppelzentner = 100 Kg).
Bildausschnitt vom Bahnhof Tsuneb mit freundicher Genehmigung der Kombat Mining Co.