Telegrafen- oder Telefonleitung, was ist der Unterschied?
Liebe Forenkollegen,
vielfach werden die Freileitungsmasten entlang von Bahnstrecken als Telegrafenleitungen bezeichnet, das ist nur bedingt richtig und trifft auf die frühen Eisenbahnepochen durchaus zu. Speziell in Deutschland und Europa wurden aber die Telegrafenleitungen recht zügig durch Telefonleitungen ersetzt.
Hierzu müssen wir etwas in diese Materie einsteigen und die beiden Systeme beleuchten.
Der Telegraf
Eisenbahngeschichtlich waren in den Anfängen der Zugleitbetriebes Telegrafenleitungen gespannt worden, Nachrichten Mittels Morsekode zu übermitteln.
Vorsicht, der Morsekode, so wie wir ihn heutzutage kennen, der wurde erst durch den itaienischen Physiker Marconi erfunden, als er die drahtlose Telegrafie entwickelte.
Der alte Morsekode wie ihn Samuel F. Morse im Jahr 1836 entwickelte bestand nur aus den Zahlen 0 bis 9 sowie einigen speziellen Zeichen zum Nachrichten Anfang und Ende, als Trennungszeichen und das Irrungszeichen.
Das Wort Telegraf beinhaltet zwei verschiedene Wörter, einmal den Graph (Graf), ein Aufzeichnungsgerät und das Tele welches für Fernübermittlung steht.
Von Samuel F. Morse wurde ab dem Jahr 1836 nur der Klopfer (Sounder) und die Sendetaste (Key) entwickelt. Ein Klopfer ist ein Elektromagnet der einen Anker auf einen Schallkörper schlägt, so daß ein Klickgeräusch entsteht.
Burnell Klopfer gebaut am 7. Mai 1895
Vergleichbare Geräte wurden auch von WESCO, AT&T und SIEMENS gebaut.
Mit dem Klopfer konnten geübte Telegrafisten bis zu 120 bpm = Baud per Minute (Zeichen pro Minute) empfangen. Um aber lange und kurze Zeichen unterscheiden zu können wurde eine andere Gebetechnik angewendet und zwar immer mit einem Abschlußklick, somit wurde das negative Gebeverfahren angewendet weil beim Klopfer nur die Pausen zwischen den Klicks unterschieden werden konnten.
Mit der Gebertaste wird bem Drücken der Taste ein Stromkreis geschlossen, was den Elektromagneten des Klopfers anregt und dieser den Anker auf den Schallkörper schlägt. Dem Klopfer ist es egal ob die Taste lang oder kurz gedrückt wird, das Ergebnis ist immer nur ein kurzer Klick, denn nachdem der Klopfermagnet anspricht wird sofort der Anker zum Schallkörper bewegt und der Stromkreis unterbrochen um zum Einen die Magnetspule nicht zu schädigen und zum Anderen den Anker sofort wieder per Zugfeder in die Ausgangslage zurückzuversetzen.
Das positive Gebeverfahren, also das unterschiedlich lange Drücken der Sendetaste bewirkt beim Klopfer keinen hörbaren Unterschied. Nur durch das Geben eines Abschlußklicks können die Pausen zwischen den Klicks voneinander unterschieden und die gegebenen Zeichen auch erkannt werden.
Es Bedarf etwas Übung dieses negative Gebeverfahren zu erlernen.
Beim Telegrafen, dem Schreibgerät gibt es mehrere unterschiedliche Ausführungen. gebräuchlich waren die Geräte in denen ein Federwerk aufgezogen wurde und bei der Stationskennung erst das Schreibgerät eingeschaltet wurde und zwar manuell durch den Telegrafisten, für den die Nachricht bestimmt war. Modernere Geräte vornehmlich in Europa schalteten sich selbsttätig ein, sobald eine Nachricht gesendet wurde und schrieben die Nachricht komplett mit.
Einige Geräte bewegten den Schreibstift seitlich Hin und Her, so daß eine lange Linie mit seitlichen Feldern in Wellenform sichtbar waren, das war bei Geräten ohne Relaisstationen zur Signalverstärkung sehr vorteilhaft und die Nachrichten konnten auch bei sehr schwachem Empfang der Signale sicher aufgezeichnet werden (Überseebetrieb mit Seekabel). Andere Geräte verwendeten ein Schreibrad welches Auf und Ab bewegt wurde und somit die Signale als kurze oder Lange Striche aufzeichnete. Beim Senden der Telegrapfennachrichten setzte sich das positive Gebeverfahren durch, weil beim Negativverfahren das kurze Abschlußzeichen für Verwirrung sorgte.
In Europa hat sich bei der Eisenbahn aber das Nadeltelegrafenverfahren recht früzeitig durchgesetzt. Beim Nadeltelegrafen brauchte der Bediener und Empfänger kenen Morsekode zu erlernen und konnte zehn Nadeln entsprechen einige Buchstaben auf seinem Schaubild einstellen, die auch so beim Empfanger angezeigt wurden, Nachteile dieses Systems sind, daß nur 20 von 26 Buchstaben des Alphabets dargestellt werden konnten. Satzzeichen waren nicht möglich dargestellt zu werden. Die Sendestation machte sich mit dem Weckruf ausgelöst durch einen Kurbelinduktor bemerkbar. Der Empfänger mußte die Nachricht erst einmal entschlüsseln nachdem er sie manuell mitgeschrieben hatte. Auf den Masten mußten bis zu 12 Leitungen gespannt werden. Das Übermitteln der Nachrichten dauerte verhältnismäßig lange und Nachrichten konnten nicht automatisch aufgezechet werden. Die deutschen Länderbahnverwaltungen und später auch die Deutsche Reichsbahn verwendeten Telegrafen und Klopfer bis zur Einführung des Telexbetriebes im Jahr 1936. In den Eisenbahndirektionen, wurden alle Nachrichten zentral aufgezeichnet, um im Schadensfall bei Unfällen leichter Ermittlungsarbeiten aufnehmen zu können.
Das Telegrafennetz mit Telegraf und Klopfer kam mit zwei Leitungen am Mast aus, zum Abhören unterwegs mußten immer beide Leitungen angezapft werden.
In den Stationen wurde mt eine Betriebsspannung von 4 V DC gearbeitet, die Fernleitung hingegen mit 60 V DC. In jeder Station, welche auch gleichzeitig als Relais arbeitete wurden die Signale mit einem Übertrager entsprechend auf die jeweilige Betriebsspannung übertragen und die Signale verstärkt. Der Telegrafist hatte de Aufgabe zudem für die Ladung der Batterien zu sorgen und war dafür verantwortlich, daß der Telegrafenbetrieb zu jeder Zeit möglich war.
Alle Stationen waren in Reihe geschaltet, an Hand der Statonskennung schaltete sich der Telegrafist hinzu oder trennte die Leitung auf.
Im Falle einer Leitungsunterbrechung, konnten nicht mehr antwortende Stationen leicht ausfindig gemacht werden und die Störungsstelle leicht lokalisiert werden. Ausbesserungsmaterialien hatte jede Bahnstation vorrätig.
bericht wird später noch weiter fortgesetzt...