Re: Versuch: Diskussion, möglichst ohne Anglizismen zu führe
von HF110c » Mi 16. Okt 2013, 20:30
Oh weh, jetzt haben wir mal ein ernsthaftes gesellschaftliches Thema. Der normale Bio-Deutsche bzw. Eingeborene mit germanischen Vorfahren kommt in unserer Zeit mit etwa 4000-6000 Wörtern durch sein armseliges, ja beinahe erbärmliches Leben. Nur ein paar wenige haben noch einen Wortschatz um 10000-11000 Wörter in regelmäßiger Anwendung. Johann Wolfgang von Goethe hatte etwa 20000 Worte zur Verfügung, um die Ereignisse, Personen und Dinge seiner Zeit in angemessene Formulierungen zu verpacken. Fakt ist, dass wir Germanen nicht nur physisch aussterben, sondern dass unsere Sprache als solche uns schon ein gutes Stück voraus ist. Neulich wurde in einer Studie festgestellt, dass jeder sechste Erwachsene beim Lesen von Texten auf dem Stand eines Zehnjährigen ist. Leute, das macht mir echt Sorgen!
Was mich aber noch weit stärker beunruhigt ist ein mittlerweile zu Orwellschem Neusprech verkommener Sprachgebrauch in Medien, Wirtschaft und Politik. Da finden sich dann so bekloppte Floskeln wie "Minuswachstum", "ungute Entwicklung" oder ähnliche Auswüchse Hegelscher Dialektik.
Ich spreche allerdings auch nicht ausschließlich in reinstem frakturiertem Deutsch, wenn ich hier in der Hood mit ein paar Jimis Weed ticke oder im Abenteuerkiosk mit den gebrainwashten Malocherzombies über die schädlichen Auswirkungen von Konsumterror oder Fracking diskutiere. Die würden die deutsche Sprache in Reinkultur gar nicht mehr in ihre intellektuell verödeten Hirnwindungen hineinbekommen. Die prallen am Filter namens Trommelfell einfach ab.
Mit nachdenklichen Grüßen
HF110c
Ich muss wohl kaputt sein. Nie funktioniere ich so, wie andere mich gerne hätten.