Moin Rüdiger,
es erfüllt mich mit Freude, daß du die "Gasbombe", den Gasflaschenwechselzug mit in deinem Fahrzeugbestand hast. Dieser Kleintriebwagen wurde bei der DB vornehmlich zum Wechseln der Gasflaschen an den Formsignalen eingesetzt.
Als ich 1986 im Rahmen meiner Schulausbildung in der 9. Klasse das Betriebspraktikum bei der DB absolvierte, gehörte auch der Dienst auf einem E43 Stellwerk (Elektromechanisches Stellwerk Typ 1943) dazu, dieses war die Blockstelle Mb = Moorfleet Billwerder am Bahnsteigende der S-Bahnstation Billwerder-Moorfleet (Bm steht für Bahnmeisterei und is als Stellwerksbezeichnung unzulässig) in Hamburg.
An einem Tag tauchten entlang des Gleises zwei graue VW Busse auf und einige Leute in orangen Westen stiegen aus und liefen in Richtung der Signale und kurbelten die Lampen herunter und liefen nah einiger Zeit mit den Gasflaschen wieder zurück zu ihren Fahrzeugen und verschwanden. Im Stellwerk hatten wir ein Fernglas und ich als Praktikant schaute mir das geschehen da an und befragte den Stellwerker, ob das so üblich sei. Dieser schaute sich das geschehen auch eine zeitlang an, beauftragte mich aber, beim am dichtesten Beistehenden Signal, mal vor Ort nachzuschauen (also zu Fuß) auf dem Randweg dorthin zu wandern, um die Signalbeleuchtung vor Ort zu kontrollieren, denn laut Eintragung im Stellwerksbuch war der letzte Flaschenwechsel erst 4 Tage her, die Gasflsche hielt bei Dauerbeluchtung etwa 12 Tage. Nachdem ich zurückkam meldete ich den Verlust der Gasflaschen, ich kontrollierte auch die Vorsignale, jedoch überall das selbe Bild, Lampen heruntergekurbelt und Gasflaschen entnommen und so hinterlassen, man machte sich nicht die Mühe die Lampen wieder hochzukurbeln.
Der Stellwerker wurde hektisch und telefonierte mit seinen Nachbarstellwerken und mit jemandem bei der Bahnmeisterei. Danach dauerte es noch etwa zwei Stunden bis die Bahnpolizei zusammen mit der Landespolizei auftauchte und uns allesamt befrug, man hatte uns am hellichten Tage, die Gasflaschen entwendet, danach wurde mein Feierabend auch irgendwann später verlegt und ich wurde mit einer Aufsteckkurbel und einer Batterie von bereits entzündeten Petroleumlampen ausgestattet und hatte die ehrenvolle Aufgabe, mich zu den einzelnen Signalen hinzubegeben und die außer betrieb gesetzten Gaslampen durch Petroleumlampen zu tauschen und ordnungsgemäß nach oben zu kurbeln, an den "Krampf" im Arm kann ich mich noch gut daran erinnern, besonders an den Muskelkater danach. Am nächsten Tag bestand meine erste Aufgabe darin, die Lampe wieder einzusammeln. Eine Mitfahrt auf der "Gasbombe" war ausgeschlossen, wegen einer möglichen Explosionsgefahr.
Zudem, der Praktikant ist jung, dem macht auch ein längerer Fußmarsch nix aus.
Am Nachmittag kam der Gasflaschenwechselzug und erneuerte die Gaslampen, bzw. dessen Gasflaschen. Die am Morgen eingesammelten Petroleumlampen standen dann im Untereschoß des Stellwerkes und blieben dort stehen, bis das Petroleum ausgebrannt war, danach war das Putzen der Lampenscheiben, der Reflektoren und des Glaszylinders und das Wechseln des Dochtes angesagt, die sauberen Lampen wurden wieder in ihren Schränken verstaut. Die Instandhaltung und Lampenpflege der Signallampen wurde von der Mannschaft des Gasflaschenwechselzuges vorgenommen.