Moin Kollegen,
befassen wir uns mal mit einem sehr spannenden Thema:
Zugbildung der L.T.E.Grundlagen:Ein Zug wird aus einer oder mehreren zur Verfügung stehenden Lokomotiven und aus mindestens einem oder mehreren zur Verfügung stehenden Wagen gebildet, die für die, zu erfüllende, Transportaufgabe notwendig sind.
Wir unterscheiden Zugfahrten in:
• Lokomotiven (ohne angehängte Wagons)
• Lokomotivzüge (mehrere Lokomotiven ohne Wagons)
• Dienstzüge
• Bauzüge
• Blockzüge
• Frachtzüge
• Militärzüge
• Gemischte Züge (GmP, PmG)
• Postzüge
• Passagierzüge
• Eilzüge
• Fernzüge
• Schnellzüge
• Expreßzüge
• Sonderzüge
Lokomotiven, Fracht- und Passagierwagen lassen sich behufs in mindestens einer der vorangehenden Zugarten einteilen.
Die Bezeichnungen Eil-, Fern-, Schnell-, Expreß- und Sonderzüge sind nicht nur auf den Passierverkehr beschränkt und können auch bei anderen Zugarten vorkommen.
Hierzu müssen wir die besonderen Verkehrsarten näher betrachten:
Nahverkehr/Lokalverkehr:Züge die an jeder Bahnstation halten, die der jeweilige Fahrplan vorsieht.
Eilverkehr:Züge die nicht an jeder Bahnstation halten und somit auch eine etwas höhere Zugkategorie besitzen als einfache Züge im Nahverkehr.
Fernverkehr:Züge die über weite Entfernungen Ortschaften miteinander verbinden.
Schnellverkehr:Züge mit einer hohen Zugkategorie, die nur an wenigen Bahnstationen halten und Vorrang vor anderen Zügen niedrigerer Kategorien haben.
Expreßverkehr:Höchste Zugkategorie, Vorrang vor allen anderen Zugkategorien, Züge halten nur an ganz wenigen Bahnstationen.
Sonderverkehr:Züge, die außerhalb des regülären Fahrplans verkehren.
Im Königreich Preußen sind Lokomitiven für spezielle Zwecke beschafft worden, die sich in deren Gattungsbezeichnungen wiederspiegeln:
G = Güterverkehr
P = Personenverkehr
S = Schnellverkehr
T = Tenderlokomotiven
Triebwagen, nachfolgend unterteilt in:
• DT = Dampf Triebwagen
• AT = Akkumulator Triebwagen
• ET = Elektrische Triebwagen
• VT = Verbrennungs Triebwagen
E = Elektrischer Verkehr
V = Verschubdienst (später Verbrennungsmotor)
Wagenklassen:I = 1. Klasse, sehr luxoriöse Plüschsitze, Teppich im Wagen
II = 2. Klasse, gepolsterte Sitze, Teppich im Wagen
III = 3. Klasse, der Körperform angepaßte Holzbänke
IV = 4. Klasse, einfache Holzbänke, Stauraum für Traglasten
Um Frachtgut und Passagiere vor möglichen Explosionen der Lokomotiven schützen zu können, wurde der Befehl erlassen, einen unbesetzten* Schutzwagen** zischen der Lokomotive und den angehängten Wagen einzureihen.
*unbesetz = gemeint ist hierbei nicht das unterwiesene Dienstpersonal, sondern alle anderen, eventuell mitreisenden Personen.
**Schutzwagen = Behufs dieses Dienstbefehls genügt auch ein verschließbares, getrenntes Abteil eines Begleitwagens, welches sich an der Stelle im Wagen befindet, welches sich direkt hinter der Lokomotive befindet und den übrigen Wagen räumlich von der Lokomotive trennt.
Unterwiesene Personale dürfen sich in Schutzabteilen oder Schutzwagen aufhalten, um auch während der Fahrt, ihren Dienst zu verrichten.
Im Sinne dieser Vorschrift wurden Dienstwagen so gebaut, daß sie nach der einen Seite keine Durchgangstür besaßen und sich dort meistens ein nur von außen zugängliches Schutzabteil befand, welches in Richtung Lokomotive angekuppelt wurde. Diese Abteile wurden vom Lokpersonal und vom Dienstpersonal häufig als Stauraum verwendet.
Das Dienstabteil sollte sich zu dem am weitesten von der Lokomotive entferntesten Wagenende des Begleitwagens befinden, also an der Seite des Dienstbegleitwagens wo auch Wagenübergänge vorhanden sein konnten, um dem Dienstpersonal einen Übergang zum nächsten Wagen zu ermöglichen. Der Wagenübergang über die äußeren Trittbretter während der Fahrt, war nur bei geringen Geschwindigkeiten zulässig.
Dienstbegleitwagen wurden häufig als Packwagen gebaut und übernahmen auch diese Funktion bei Personenzügen.
Als Güterzug Begleitwagen verfügten diese Wagen über niederklappbare, seitliche Bänke, um ggfs. auch zahlende Personen, zur nächsten Bahnstation mitnehmen zu können, von wo auch reguläre Personenzüge abfuhren.
Der Transport von Personen in Güterzügen war eigentlich nicht gestattet, ließ sich aber nicht immer vermeiden, besonders in ländlichen Regionen mit selten verkehrenden Personenzügen.
Gemischte Züge:GmP = Güterzug mit PersonenbeförderungDer Güterverkehr hat Vorrang, Personen müssen solange abwarten bis der Güterverkehr an einer Bahnstation erledigt wurde, bevor die Reise weiter fortgesetzt wird.
PmG = Personenzug mit GüterverkehrDer Personenverkehr hat Vorrang, Begleitgüterwagen dürfen aber abgehängt und in ein Abstellgleis oder aus diesem rangiert werden und dem Zug zugestellt werden, bevor dieser seine Weiterfahrt fortführt.
Für unsere Zugbildung sind aber noch weitere Aspekte notwendig:
Bremsen:Handgebremste Züge sind mit Bremsern auf Wagen zu besetzen, die die Wagen abbremsen können. Die Spindelbremsen der Wagen, bremst je nach Wagenbauart eine oder mehrere Achsen ab. Wirkt eine Handbremse aber nur auf eine Achse, ist dieses besonders angegeben. Es reicht aus, jede 8. Achse in einem Zug abbremsen zu können.
Bremsschema bei handgebremsten Zügen
Bei der Zugbildung ist Lage der Bremsachsen von entscheidender Wichtigkeit, um einen Zug möglichst gleichmäßig verlangsamen zu können.
Wird ein Zug nicht gleichmäßig abgebremst, kann es durch die Massenträgheit der Ladungen paßieren, daß ein Zugteil auf den stärker abgebremsten Zugteil aufläuft und von den Federn in den Puffern in die entgegegengesetzte Richtung gedrückt wird, was sich durch das Abreißen der Wagenkupplung bemerkbar macht und zwar meißtens in der Mitte, zwischen dem stärker gebremsten und dem weniger stark gebremsten Zugteil.
So ist es schon bei der Zusammenkupplung von Zügen erforderlich, die Wagen fest zu kuppeln.
Bei den unterschiedlichen Bremsarten der Druckluft- oder Saugluftbremsen sind auch unterschiedliche Anforderungen beim Ankuppeln von Wagen zu beachten.
Die Achszahl der zu kuppelnden Wagen richtet sich nach den Zuladungsgewichten der zu befördernden Fracht.
Bei Personenwagen wird ein festes "Fleischgewicht" von maximal 5 t eingerechnet.
Bei Güterwagen geben die seitlich angebrachten Zuladungsgewichte in der Wagenanschrift darüber Auskunft, mit welchem Gesamtgewicht zu rechnen ist.
Bei der Zugbildung sind dann schwerere Wagen nach vorn und leichtere Wagen nach hinten in den Zug einzureihen.
Wie herum ein Wagen in den Zug eingekuppelt werden darf, hängt bei handgebremsten Zügen von der Lage der gebremsten Achsen ab, auf die die Handbremse wirkt.
Unter Beachtung dieser Parameter werden Züge gebildet.
Die Auswahl der Lokomotiven wird zum Schluß getroffen, langt eine Lokomotive nicht aus, muß eventuell der Zug geteilt oder es müssen mehrere Lokomotiven verwendet werden.
Züge mit Helfermaschinen oder MehrfachtraktionenReicht die Leistung einer Lokomotive nicht aus, müssen Helferlokomotiven eingesetzt werden.
Dieses geschieht meisten in Vorspann, in dem eine zweite Lokomotive die Zugkraft verstärkt.
Manchmal kann es aber auch erforderlich sein, für bestimmte Streckenabschnitte eine nachschiebende Lokomotive zu benötigen, diese wird dann am Zugschluß gekuppelt und schiebt den Zug von hinten nach.
Schönen Gruß,
Ingo