Moin liebe Stellwerksfreunde,
Kommen wir jetzt mal zu einer kleinen Problematik und zu einigen Fragen die ich noch lösen muß.
Situation:
Königreich Preußen im Jahr 1907. Kleine Bahnstation an eingleisiger Hauptstrecke mit nur einem Bahnsteiggleis und durch Schutzweichen abgetrennten Güterbereich mit KSR = Kopf- und Seitenrampe, LS = Ladestraße, GS = Güterschuppen.
Zugkreuzung:
Im Stellwerksraum des EG = Empfangsgebäudes wird ein von rechts ankommender Personenzug mit dem Läutewerk vorangekündigt.
Der Sterwerker zieht Fstr e¹ mit Weiche W⁶ und Signalhebel E².
Wenn der Personenzug an Gleis 1 eingefahren ist wird nach Sichtprüfung das ZS das Signal E auf Halt gezogen.
Der Bahnhofsvorsteher gibt seine Zustimmung zur Auflösung der Fstr und der Stellwerker legt W⁶ in + Stellung zurück und Fstr e¹ in Mittelstellung zurück.
Von links wird per Läutesignal ein Güterzug angekündigt, der Bahnhofsvorsteher betätigt das Läutesignal zum Ablassen des durchfahrenden Zuges nach rechts.
Der Stellwerker zieht nun Fstr a² (von links) mit Signalhebel A¹ und Fstr b² (nach rechts) mit Signal B und Signal D.
Geht das überhaupt?
Können zwei Fstr in die selbe Richtung gelegt werden?
Ja, das geht und ist zulässig, solange sich die beiden Fstr nicht gegenseitig treffen oder behindern.
Bei der Durchfahrt wird auf ZS kontrolliert, und das Signal A auf Halt gezogen, dann die Signale B und D ebenfalls auf Halt gezogen.
Ein elektrischer Freifahrkontakt wird vom Zug überfahren und die Fstr a² und b² können aufgelöst werden und die betreffenden Fstr Hebel in Mittelstellung verbracht werden.
Der Stationsvorsteher kündigt das Ablassen des Personenzuges nach links mit dem Läutewerk an.
Der Stellwerker legt nun Fstr g¹ und zieht Weiche W¹ und die Signale G und H in – Stellung.
Nach dem Ablassen des Zuges von Gleis 1 werden die Signale G und H auf Halt gezogen und nach Auslösung des Freifahrkontaktes kann auch die Fstr g¹ aufgelöst werden.
Wir haben für diese Bahnstation 8 Fstr mit 4 Fstr Hebeln.
1. Hebel:
von links Fstr a¹ über W¹ nach Gl. 1
von links Fstr a² nach Gl. 2
2. Hebel:
aus Gl. 2 Fstr b² nach rechts
aus Gl. 1 Fstr c¹ über W⁶ nach rechts
3. Hebel:
von rechts Fstr e¹ über W⁶ nach Gl. 1
von rechts Fstr e² nach Gl. 2
4. Hebel:
aus Gl. 2 Fstr f² nach links
aus Gl. 1 Fstr g¹ über W¹ nach links
Bei Ein- u. Ausfahrten ohne Gegenzug, Durchfahrten oder Überholungen müssen zwei Fstr Hebel gelegt werden.
Die von mir eingezeichneten Signale D und H, als Bahnhofsabschlußsignale, werden in der Fachliteratur auch bei der DB sogar noch erwähnt, sind aber betriebstechnich "überflüssig", seitdem die Regel gilt, daß erst nach dem Überfahren der letzten Achse im Zug, ab der letzten Weiche im Bahnhof, die ab dort beginnende und erlaubte Streckenhöchstgeschwindigkeit wieder gilt, die in der La zulässig ist.
Da ich aber die erste von derzeit sechs Eisenbahnepochen darstelle, werde ich die damals noch üblichen Bahnhofsabschlußtelegraphen hinter der letzen Weiche des Ausfahrtbereiches noch darstellen.
Ich darf aber daran erinnern, daß in der Eisenbahn Comission der Techniker von 1868 der Sinn des dritten Signalflügels als "überflussig" festgestellt wurde und dennoch wurde dieser besagte 3. Signalflügel "verbindlich" im Gesetzesblatt der Signalordnung "festgeschrieben" und eingeführt, sollte aber ab 1927 wieder offizell abgeschafft werden, was dann bekanntlich auch wieder nichts wurde, weil man anscheinend den Überblick verloren hatte, wo überall Signale mit drei Flügeln aufgestellt wurden.
Der Einsatz von dreiflügeligen Signalen wurde ja so definiert, daß diese Signale dann 3 Flügel zeigen sollten, wenn man mit Stellungen für zwei Flügeln nich ausreichend ist und man vom Sekundärfahrweg abweicht.
Das wurde im Laufe der Zeit, mit Umstellung auf Signalisierung der Geschwindigkeit etwas verfeinert, daß die erste Ablenkung des Fahrweges mit 60 Km/h zugelassen wurde, was mit zwei Flügeln angezeigt wurde und die zweite Ablenkung des Fahrweges auf 40 Km/h mit dem dritten Flügel angezeigt werden sollte.
Das wäre bei obigen Plan dann gegeben, wenn man in den Güterbereich direkt einfahren könnte, dazu müßte sich aber der GS in Gleis 3b befinden und es müßten sich Gleissperren in den Gleisen 3a und 3b befinden, die dann das Gleis 3 absichern.
Je mehr Fstr Hebel, desto komplexer wird das Verschlußregister.