Planung von Verschlußregistern




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Planung von Verschlußregistern

Beitragvon Atlanta » Fr 25. Aug 2023, 20:55

Moin Kollegen,

bei der Planung von mechanischen Verschlußregistern muß man sich zunächst Gedanken darum machen, welche Bauart es denn sein soll?

Für das Königreich Preußen und speziell in Norddeutschland kommen aber eher nur zwei sehr gängige Bauarten in Frage, die es früher recht häufig gab.

Die älteren Stellwerke vielfach von der Fa. Rüppel gebaut, welche viel mit Gestängehebeln und dem Kaskadenverschlußregister nach dem Saxby & Farmet Patent von 1857 in Lizenz gebaut wurden, später entwar der Ingenieur Büssing ein Verschlußregister, welches auch in den Jüdel Stellwerken Anwendung fand.

Somit sind schon einmal zwei verschiedene Verschlußregister möglich, welche zeitgleich nebenher existierten, welches Bauart sich in welchem Stellwerk befand läßt sich gerade bei den Stellwerken nicht ermitteln, welche ab 1892 oder später auf das Jüdel System umgebaut oder ersetzt wurden.

Das Büssing'sche Verschlußregister verwendet spezielle Fstr Hebel oft mit mittlerer Neutralstellung zum seitlichen Verschieben der Schubstangen an denen die Verschlußstücke angebracht sind.

Beim Kaskaden Verschlußregister nach dem Saxby & Farmer Patent von 1857 zu Londen in Großbritannien, fehlen spezielle Fstr. Stellhebel. Das seitliche Verschieben Schubstangen wird Weichenhebeln gewährleistet, die zunächst als Erstes gezogen werden müssen, bevor sich darauf in einer Kaskade aufbauend andere Stellhebel ziehen lassen, zusammengehörende Stellhebel und deren Reihenfolge, wie sie gezogen werden müssen, sind auf den Schildern der Stellhebel speziell vermerkt.

Im Grunde auch recht einfach aber was es damals so kompliziert machte war die Tatsache, daß beim britischen System jeder Signalflügel einem Stellhebel zugeordnet war, auch die der Vorsignale und die von Rangier- und Sperrsignalen nebst dazugehöriger Vorsignale.

Sieht man einmal von ähnlich komplizierten Signaltypen in Mecklenburg oder Preußen ab, ja es gab auch Signale mit bis zu 7 Signalflügeln, mußten diese über das Verschlußregister so gesichert sein, daß eine Falschstellung ausgeschlossen war.
Schönen Gruß,
Ingo
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von Anzeige » Fr 25. Aug 2023, 20:55

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Re: Planung von Verschlußregistern

Beitragvon Atlanta » So 3. Sep 2023, 01:42

...und weiter gehts!


Am Besten geht das mit einem kleinen Beispiel, wie bei dieser Abzweigung.

Bild
Gleisdiagramm des Stellwerkes.

Fstr a¹ von rechts nach links auf dem Hauptgleis.
Fstr a² von rechts nach links über beide abzweigende Weichen vom Hauptgleis ins Nebengleis.
Fstr b von links nach rechts auf dem Hauptgleis.
Fstr c von links nach rechts über beide abzweigende Weichen vom Nebengleis ins Hauptgleis.

Bei Stellwerken mit Seilzugstellhebeln benötigt man zwei bzw. vier Fstr Hebel und vier Signalhebel und zwei Weichenhebel, ggfs ein oder zwei Riegelhebel zum Riegeln der Weichenhebel.

Bei Stellwerken mit Gestängehebeln benötigt man je nach Bauausführung 6 oder 7 Gestängehebel, wovon ggfs. einer als Riegelverschlußhebel einwirkt.

In unserem Beispiel wären das 7 Gestängehebel.

System Rüppel:
1. Signalhebel, rot A¹ für das Hauptgleis
2. Signalhebel, weiß A² (beide Flügel) für das Nebengleis
3. Weichenhebel, schwarz W¹
4. Riegelverschlußhebel, blau
5. Weichenhebel, schwarz W²
6. Signalhebel, weiß C
7. Signalhebel, rot B

Farbbelegung abgeleitet von Braunschweigischen Eisenbahn

System Jüdel:
Fstr Hebel a¹/a² in grün
Fstr Hebel b/c in grün
Signalhebel A¹ in rot
Signalhebel A² in rot
Signalhebel B in rot
Signalhebel C in rot
Weichenhebel W¹ in blau
Weichenhebel W² in blau

Anordnung der Stellhebel auf der Hebelbank kann auch anders sein.

Wir betrachten aber zunächst das System Rüppel.

Um überhaupt einen Hebel stellen zu können, müssen wir zunächst den blauen Riegelverschlußhebel in Grundstellung bringen, u. Dadurch die anderen Stellhebel freizugeben.

Durch das Ziehen einer der roten Signalhebel werden alle anderen Hebel gesperrt außer der blaue Riegelverschlußhebel, der zum Abschluß der Handlung ebenfalls wieder gezogen werden muß und erst nach erfolgter Rückblockung wieder freigegeben wird.

Wir einer der Weichenhebel gezogen, sperrt dieses die anderen Stellhebel des Hauptgleises und es lassen sich danach nur einer der beiden weißen Signalhebel ziehen, welche dann wiederum alle anderen Hebel sperren, mit Ausnahme des blauen Riegelverschlußhebels.

Man ermittelt nun die gegenseitigen Abhängigkeiten und überträgt diese Abhängigkeiten in das Verschlußregister.

Fortsetzung folgt...
Schönen Gruß,
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