Umbau einer Roco BR215 mit Zimo MX63/Dietz Micro XS




Moderator: Allstromer

Umbau einer Roco BR215 mit Zimo MX63/Dietz Micro XS

Beitragvon HF110c » Fr 1. Nov 2013, 15:37

Umbau einer Roco BR215 mit Zimo MX63/Dietz Micro XS und Krois-Kupplungen
Beginnen werde ich mit einer Roco BR215, die 2004 für ein Erstlingswerk besonders gut geeignet erschien. Das Modell dient nicht nur als Anschauungsobjekt für den Soundumbau, sondern gleichzeitig exemplarisch für die Möglichkeit wie man eine kostengünstige Gebrauchtlok mit z.T. einfachsten Mitteln erheblich aufwerten kann. Das Modell stammt ursprünglich aus einer Startpackung. Entscheidend war, dass in dieser kein unseliger „Platinendecoder“ mit gelber LED-Beleuchtung verbaut war. Für nur 35,- € bekam ich nach einigen Verhandlungen wie auch Basteleien vor Ort das aktuelle Chassis mit Decoder in der Tankanlage und einem schönen altroten Ep.IV Gehäuse. Kurze Zeit darauf half ich bei einem Bekannten bei der Einrichtung seiner Werkstatt. Als Entlohnung erhielt ich ein Paar Krois-Kupplungen, einen Zimo MX63 und einen Dietz Micro XS. Bei ihm spielte ich auch gleich die Sounddatei der BR218 in den Speicher ein. Den jetzt vielleicht laut aufschreienden Puristen sei gesagt, dass das durchaus vorbildgerecht ist, weil in der BR215 in einigen Maschinen die späteren Motoren für die BR218 (MTU MA 12 V 956 TB 10 mit 2500PS) vorab getestet wurden.


Modell mit dem zukünftigen Austauschfahrdeckel, der noch überarbeitet werden muss

Der Umbau:
Zuhause angekommen wurde die Lok zuerst komplett zerlegt. Die Drehgestelle bekamen die fehlenden Sandfallrohre nachgerüstet. Sie wurden aus 0,5mm Messing Rundmaterial gebogen und in unten in die Drehgestelle gebohrten Löcher geklebt. Wo ich schon mal unten alles offen hatte, tauschte ich bei der Gelegenheit die Roco-Achsen gegen RP25/C88 Radsätze von Holger Gräler. Den nicht gerade leisen Originalmotor tauschte ich gegen einen Faulhi von SB-Modellbau. Seitdem fährt die Lok fast lautlos. Nun kamen die Krois-Kupplungen an die Reihe. Sie werden in die NEM-Schächte gesteckt und die Kabel links und rechts durch die Chassisöffnungen für die Drehgestelle nach oben geführt. Sie werden später mit den entsprechenden Kabeln des Decoders verbunden. Die Decoder kamen unter der Platine zum Einbau. Eine kleine, in den Rahmen geklebte Kunststoffplatte ermöglicht eine sichere Befestigung mit doppelseitigem Klebeband. So ist gleichzeitig gewährleistet, dass weder Kabel noch Decoder in den Antriebsstrang gelangen können. Der Fahrdecoder steckt mit seinem achtpoligen Stecker in der DSS der Zentralplatine. Allerdings wurde der Ausgang C vom Stecker getrennt und zusammen mit dem Ausgang D auf einen Platinenrest gelötet, der wiederum auf die Zentralplatine geklebt wurde. Dieser bildet den Lötstützpunkt für die Krois- Kupplungen. Das zweite Kabel der Kupplungen werden auf Decoder Plus (blaues Kabel) auf der Zentralplatine gelötet. Der Soundchip ist mit dem Fahrdecoder über eine vierpolige Leitung über die SUSI verbunden. Der Lautsprecher findet in der Tankanlage Platz (ursprünglicher Einbauort für den Fahrdecoder) und strahlt nach unten auf die Gleise ab. Die Tankverkleidung wurde unauffällig unten aufgeschnitten, damit einerseits der Lautsprecher hineinpasst, andererseits der Sound ungehindert austritt. Der Rohbau ist nun ohne Gehäuse auf Funktion zu überprüfen.

Wenn alles ordnungsgemäß läuft, kann man sich dem Fahrdeckel zuwenden. Hier werden erst mal die angespritzten Griffstangen entfernt und gegen freistehende aus Messingdraht ersetzt. Weitere Verbesserungen sind der Einbau von Weinert Federpuffern wie auch neue Rangierertritte aus Tackerklammern in Verbindung mit Kunststoffstreifen. Es folgt eine betriebsbedingte Patina.


Modell mit dem umgebauten Fahrdeckel, bei dem die Patina ein bisschen misslang

Die Programmierung:
Wer an dieser Stelle glaubt, hier die CVs mit den zu programmierenden Werten zu finden, der ist leider auf dem Holzweg. Da ich meinen Lebensunterhalt teilweise mit solchen Umbauten bestreite, gebe ich mein geistiges Eigentum nicht einfach so kostenlos weiter. Einzelne Soundprojekte können schnell mal ein paar Tage fürs Programmieren in Anspruch nehmen. Ein vernünftiges Functionmapping ist manchmal etwas diffizil zu gestalten und mit einiger Rechnerei verbunden. Zudem lassen sich einige Werte nur durch häufiges Ausprobieren ermitteln. Ich verweise an dieser Stelle auf die den Decodern mitgelieferte Lektüre und zähle lieber die in der BR215 realisierten Funktionen auf:
F0 = Licht
F1 = Kupplung vorn, gekoppelt mit dem Kuppelgeräusch
F2 = Kupplung hinten, gekoppelt mit dem Kuppelgeräusch
F3 = Horn
F4 = ABV (Anfahr- Bremsverzögerung), gekoppelt mit dem Kuppelgeräusch
F5 = Makrofon
F6 = Motor an/aus
F7 = Rangiergang (Halbgeschwindigkeitstaste), gekoppelt mit dem Kuppelgeräusch
F8 = Sound ausblenden
Mit dem irgendwann einmal zusätzlich eingebauten Funktionsdecoder werden die F- Tasten F9 – F12 belegt. In meinen Überlegungen dafür spielt der Einbau der Rückleuchten und nach einer Führerstandseinrichtung auch deren Beleuchtung eine große Rolle.

Der Fahrdecoder:
Bisher hatte ich nie Probleme mit Zimo Decodern. Seit meinen Erfahrungen mit dem MX63 bin ich allerdings weitgehend von Zimo geheilt. Ich hasse es unnötige Wege machen zu müssen, ebensolche Wartereien zu erleben und das Gefühl zu haben als Versuchskaninchen missbraucht zu werden. Und das kam so:
Der MX63 war damals einer der ersten Decoder mit SUSI (Standard User Serial Interface) auf dem Markt. Die Software Version 15 war bei meinem Exemplar eingespielt. Nach Einbau der ganzen Elektronik ergaben sich hässliche Aussetzer (Ticks) im Sound. Der Versuch durch Update auf eine neuere Softwareversion dieses Problem aus der Welt zu schaffen schlug fehl, weil die neue Version >V15 nicht von der Hardware unterstützt wurde. Also besorgte ich mir einen neuen MX63 mit der Versionsnummer 22. Auf den ersten Blick fiel mir das etwas geänderte Layout der Platine auf. Es dauerte nicht allzu lange, da rauchte das gute Stück plötzlich ohne Vorwarnung und aus unerfindlichen Gründen auf. Mein Händler tauschte den Decoder kostenlos nach Rücksprache mit Herrn Ziegler um. Nein, ich hatte keinen Fehler gemacht. Der Fehler lag im Platinenlayout, da einige Bauteile zur Absicherung der Endstufen fehlten! Der jetzt verbaute MX63 V25 hat äußerlich wieder mehr Ähnlichkeit mit dem ersten Exemplar und macht seit über zwei Jahren weder unerwünschte Rauchzeichen noch leidet er unter dem Tourette-Syndrom. Diese Decoderkrise hielt mich fast drei Jahre in seinem Bann, womit meine Vorbehalte im Bezug auf Zimo ausreichend erklärt sein dürften.

Ich habe bereits für einen anderen Hersteller als Tester gearbeitet und an dem DCC-Teil des von ihm angebotenen Multiprotokolldecoders mitgewirkt. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass auch dort nicht alles auf Anhieb richtig funktionierte. Nach einigem Schriftwechsel, in dem ich meine Erfahrungen dem Hersteller mitteilte, wurde binnen kürzester Frist die notwendigen Änderungen in der Software vorgenommen. Das Produkt war dann innerhalb von drei Wochen marktreif. Der Name des Herstellers blieb somit makellos und ich hatte einige Probeexemplare eines damals hochmodernen Decoders, der mit nur geringen Modifikationen sogar heute noch (2009) vertrieben wird. Auf diesem Weg kann dem Endverbraucher jener Verdruss erspart werden, der im Fall des Zimo MX63 bei mir einen bitteren Beigeschmack hinterließ.

Die Motorregelung ist allerdings über jeden Zweifel erhaben und die Motoransteuerung mit 40kHz ist schon eine tolle Sache, besonders in Verbindung mit dem in der Lok verbauten Faulhi 1331. Auch die variable Anpassung der Funktionsausgänge, die für die Ansteuerung der Kupplungen notwendig ist, weiß zu überzeugen.


Draufsicht auf den alten Fahrdeckel

Der Sounddecoder:
Das Dietz Soundmodul Micro XS gehört auch 6 Jahre nach seinem Erscheinen zu den hochwertigen Bausteinen. Seit 2007 setzt auch Trix auf eine werkseitige Ausstattung mit diesen bei einigen Modellen. Die für die Programmierung wichtigen CVs sind leider im 900er Bereich, so dass Multimaus®-Nutzer hier bereits in die Röhre schauen, wenn sie die Lautstärke ändern wollen. Der Sound klingt auch bei kleinem Lautsprecher recht ordentlich, wenn dieser zum Gleis abstrahlt. Ich verwendete für die BR215 einen Ovallautsprecher mit Schallkapsel in den Dimensionen 25mm x 15mm. Aufgrund seiner Form klingt er etwas besser als der ebenfalls mögliche Lautsprecher mit 20mm Rundmembran und quadratischer Schallkapsel. Die Auswahl des Lautsprechers ist das A und O beim Soundeinbau. Niemand käme auf die Idee, an eine hochwertige HiFi-Anlage die Lautsprecherboxen einer Discounter-Billiganlage anzuschließen, die wie der bekannte Tritt in den Blecheimer klingen.

Fazit:
Der Bau wie auch der Betrieb einer Sound-/Multifunktionslok ist eine nette Angelegenheit. Besonders die Möglichkeit auf die an der Strecke stehende Signale wie Läute-und Pfeiftafeln vor ungesicherten Bahnübergängen einzugehen ist schon eine tolle Sache.

Lieben Gruß

HF110c
Ich muss wohl kaputt sein. Nie funktioniere ich so, wie andere mich gerne hätten.
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