Hallo,
neulich schrieb ich schon in einem anderen Thread zum Thema Lackierung und Beschriftung. Nun lasse ich mich hier noch mal zum Thema aus. Grund dafür ist, dass zum Fahrzeugbau in meinen Augen auch die Lackierung und Beschriftung gehört. Weathering bzw. Patina ist eher optional, weshalb es ein anderer Themenbereich ist.
Methoden
Es gibt drei Methoden, die es zu unterscheiden gilt. Zum einen ist da die Pinsellackierung. Es soll Menschen geben, die das bei größeren Flächen perfekt beherrschen. Zu denen gehöre ich sicher nicht. Man sieht schnell Pinselstriche, weil die Lackschicht ziemlich ungleichmäßig dick/dünn ist. Verwendet man Pinsel minderer Qualität oder sind diese schon älter, kommt es schnell zum Haarausfall. Das Ergebnis kann nicht wirklich zu überzeugen. Auch ist das Ziehen feiner Striche mit der Freihandmethode nur mit sehr ruhiger Hand zu bewerkstelligen. Ist also eine Sache, die man nur an sehr wenigen Tagen im Jahr wirklich exakt hinbekommt. Ebenso lassen sich bei Pinsellackierungen größerer Flächen Glanzgradunterschiede bei Matt-und Seidenmattlacken nicht vermeiden. Da hilft selbst sorgfältigstes Aufrühren des Lackes nicht. Besonderes Sorgenkind bei Pinsellackierungen sind Klarlacke. Verdünnt man Mattlacke zu stark mit entsprechenden Verdünnern z.B. Revell Lacke mit Colour Mix aus dem selben Haus, werden diese ziemlich schnell zu Glanzlacken. Dieses Phänomen tritt besonders häufig bei Pinsellsckierungen, seltener aber bei Spritzlackierungen auf.
Einige Modellbaukollegen schwören auf die Methode mit der Spraydose. Alles gut und schön. Ist eigentlich nur etwas für jene, die eher selten Fahrzeuge lackieren. Wegen zwei oder drei Fahrzeugen lohnt sich die Anschaffung einer Airbrush mit Kompressor sicher nicht, aber die Methode mit den Sprühdosen hat auch seine Nachteile. Sprühdosen haben die unangenehme Angewohnheit, dass sie ein ziemlich ungleichmäßiges Sprühbild erzeugen. Das heißt, beim Lackieren muss man ein gutes Stück vor bzw. über dem Objekt mit dem Sprühen beginnen und ein ebenso gutes Stück hinter bzw. unter dem Objekt aufhören. Dadurch ergeben sich natürlich Verluste, welche die ohnehin nicht gerade preisgünstige Variante mit der Lackierung aus der Dose zusätzlich verteuern. Einmal nicht fix genug durchgezogen, zack, schon kommt es zu einem Läufer (Lacknase). Von der Sauerei in der Umgebung durch die Verschwendung von Lack mal ganz zu schweigen. Ohne improvisierte Spritzkabine (Umzugskarton) wird es also kaum gehen.
Zum Schluss gehe ich auf die Variante mit dem besten Ergebnis ein. Spritzlackierungen mit der Airbrush stehen und fallen mit der Ausrüstung. Das bedeutet aber nicht, dass man hier jetzt erstmal richtig Geld versenken muss. Es geht um grundsätzliche Dinge, die einem Einsteiger das Leben erheblich vereinfachen. Ich beginne mit dem Kompressor. Dieser ist eine der tragenden Säulen. Einen kleinen Luftbehälter sollte er ebenso haben wie einen Druckminderer, ein Manometer und - ganz wichtig - einen Wasserabscheider. Der Luftbehälter dient als Puffer, weil der Luftstrom ohne ihn pulsieren würde. Ich habe einen über 40 Jahre alten Morris-Ingram Membranluftpresser ohne alles. Der Luftstrom pulsiert, nach einer Viertelstunde Laufzeit muss ich erstmal das Wasser aus dem Teil ablassen, weil sonst die Airbrush zu "rotzen" anfängt und das Teil macht ein Höllenspektakel. Dafür habe ich das Ding vor etwa 20 Jahren mit drei Badger Airbrushes und einem Haufen Ersatzteilen günstig abfegen können. Das Geld hatte ich innerhalb von zwei Jahren wieder raus. Wenn man die Tücken der Technik kennt, lassen sich mit der preisgünstigen Ausrüstung richtig gute Ergebnisse erzielen. Einer der Vorteile: Man braucht verdammt wenig Lack für ein ansehnliches Resultat. Wichtig ist aber eine gute Pflege der Airbrushes und ein größerer Vorrat an Küchentüchern (Servietten vom laufenden Meter) und verschiedene Verdünner. Das erreichbare Spritzbild ist dem aus der Spraydose meilenweit voraus. Hauchfeinste Lackschichten, die keine Details unter sich begraben, ist der beste Grund für eine Airbrush-Lackierung. Im direkten Vergleich ist es sogar um ein Vielfaches billiger als die Sprühdosenvariante. Nun zu den Airbrushes. Es gibt Single Action Pistolen, bei denen man nur den Luftstrom freigibt. Bei diesen Pistolen gibt es zwei Bauformen. Eine hat eine offene Mischung, die andere innere Mischung. Erstere lässt sich besser reinigen und die Farbmenge schneller einstellen. Die offene Bauart ist sehr primitiv, aber für große Flächen durchaus brauchbar. Zweitere Bauart ist auch nur etwas für größere Flächen, ist ähnlich aufwendig in der Reinigung wie eine Double Action Pistole und lässt sich etwas weniger komfortabel einstellen. Einzustellen ist der Farbfluss auf die gleichbleibende Luftzufuhr (Mischung).
Bei der Double Action Pistole gibt man mit dem Druck des Zeigefingers auf den Zufuhrhebel zuerst den Luftstrom frei, dann zieht man den gedrückten Zufuhrhebel vorsichtig zurück. Damit regelt man die Lackzufuhr. Der Vorteil besteht darin, dass man durch feinfühliges Zurückziehen den Lack fast schon trocken auf die zu lackierende Oberfläche bringen kann. Das verkürzt die Wartezeit zum nächsten Sprühgang erheblich. Zudem ist die Einstellung der Düsennadel enorm komfortabel, weil man nicht erst aufwendig herumprobieren muss wie bei den Single Action Pistolen. Einen Nachteil möchte ich aber nicht verschweigen. Ich arbeite gern mit kleinen Lackmengen, weshalb ich offene Stecknäpfe verwende. Beim Mischen oder bei einer Unachtsamkeit kann das schnell in eine Sauerei ausarten. Aus diesem Grund halte ich mir bei solchen Arbeiten sämtliche Störfaktoren vom Hals, um meine Konzentration nicht zu beeinträchtigen. Das Handy ist aus und ich dulde niemanden in meinem Umkreis.
Technik
Bei blanken Metalloberflächen kommt man ums Grundieren nicht herum. Die Grundierung von Weinert ist wirklich empfehlenswert. Diese muss wie alle anderen Lacke verdünnt werden. Ein Mischungsverhältnis 7:3 - 6:4 Lack/Grundierung:Verdünner passt eigentlich nach sorgfältigem Aufrühren immer. Der Vorteil beim Grundieren ist, dass man diese bei DB Dieselloks der Epochen III und IV (V90, V100, V160, BR210-219) gleich als Zierstreifenfarbe zwischen Rahmen und Lokkasten nehmen kann. Zu diesem Zweck gibt es von Tamiya Abklebestreifen von der Rolle. Ebenso gibt es andere Breiten auch von Weinert. Zum Abkleben von Zierlinien sind die Dinger wirklich genial!
Nach Trocknung der Grundierung wird der Grundfarbton lackiert. Dafür nimmt man nach Möglichkeit Hochglanzlacke. Hat man nur seidenmatte Lacke zur Verfügung, so tun es auch diese. Allerdings muss man vor dem Aufbringen der Beschriftungen eine weitere Schicht Hochglanzklarlack auftragen. Der Grund dafür ist die glänzende Trägerfolie der Decals. Glanz fällt auf Glanz nicht auf. Glanz auf matter Oberfläche aber gewaltig. Aber wer will am Ende schon die Schnittkanten der Nassschiebebilder erkennen können? Man möge mir glauben, sowas sieht echt bescheiden aus, weil die Kanten aufdringlich ins Auge stechen. Ist die Beschriftung aufgebracht, wird sie mit hochgänzendem Klarlack versiegelt. Dabei sollte man aber eher zum 7:3 Mischungsverhältnis tendieren, weil der Verdünner schnell die Decals angreift. Also mit viel Luft und wenig Lack erst einen Hauch drübernebeln, um dann in einem zweiten Lackgang endgültig zu versiegeln. Jetzt ist mindestens zwölf Stunden und mehr Trockenzeit angesagt. Der Lack muss aushärten. Schließlich ist das Gehäuse hochglänzend und sieht alles andere als vorbildgetreu aus. Da muss also noch mattiert werden. Oben sprach ich schon die Problematik mit den matten Klarlacken an. Die matten Klarlacke von Revell sind mit Vorsicht zu genießen. Zumindest, wenn man sie mit der falschen Verdünnung, nämlich die aus dem selben Haus, verwendet. Mischen wir uns also die richtige Verdünnung. Grundstoff ist der Verdünner von Weinert. Zuschlagmittel ist Brennspiritus, welches Tröpfchenweise zugeführt wird. Die drei Flüssigkeiten mischen sich nicht besonders gut untereinander, weshalb hier Sorgfalt gefragt ist. Sollte sich nach den ersten zwei angetrockneten Klarlackschichten nicht der gewünschte Matteffekt einstellen, hilft ein Zuschlag von Weinert Mattierungsmittel. Bei der Verarbeitung unseres Chemiebaukastens ist beim Spritzen der Beobachtung der Airbrushdüse allerhöchste Priorität zu geben. Schnell kann es zu einer Art Spinnenwebfädenbildung kommen. Grund dafür ist zuviel Luft bei zuwenig Lack. Letzterer trocknet bereits an der Düsennadel an und wird zu einem klebrigen Faden, der auf dem Modell die bisherige Arbeit zunichte macht. Ist der Glanzgrad in seidenmatte Gefilde heruntermattiert, kann man das Modell patinieren. Dazu kommt noch ein Bericht in der richtigen Rubrik. Ist die Patinierung abgeschlossen, kommt noch ein Hauch matter Klarlack als endgültige Versiegelung drüber und wir haben ein Modell, welches eine kritische Betrachtung nicht scheuen muss. Mal sehen wann ich zum Gehäuse einer zweiten Brawa V160 komme. Dann folgen Bilder.
Lieben Gruß
HF110c