Re: ÖBB Anlage
von burgkim » So 23. Aug 2015, 20:29
Hallo, Ingo,
Sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich war bis eben auf dem Fremo-Treffen in Krumbach.
Römische Kastelle hatten keine bestimmte Regel für ihre Scharten, bzw. Zinnen. Problem bei vielen römischen Anlagen ist, dass sie immer heute das zeigen, was sich im Laufe der Zeit ergeben hat, entwickelt oder geplant wurde; quasi ein Konglomerat aus vielen Epochen.
Unsere Vorfahren waren nicht dumm, wenn es darum ging einen anderen zu "meucheln". Aber diese von Dir beschriebenen Waffen waren auch mehr Einzelwaffen, die bewusst auf erhöhten Standorten verteilt wurden um die Reichweite, als auch die Zielflächen zu maximieren. Auch hier gab es alle möglichen Formen und Arten, wie die Deckung auf solchen Anlagen aussah. (Meist Schiffe und eher selten auf baulichen Anlagen, wie Kastelle oder Festungen.
Aber - und das große "Aber" kommt jetzt - die römische Armee kann man nicht mit Burgen vergleichen. Die Römer kämpften in der Regel meist in offener Feldschlacht (offensive Taktik), die sie dann aufgrund ihrer beherrschenden Taktik samt Ausbildung auch gewannen. Diese "High-Tech-Maschinen" der damaligen Zeit sind aber eher als Weitschusswaffen zu verstehen, was dem Selbstverständnis der Römer entsprach. Sie wollten die Schlachtfelder, als auch die Taktik möglichst selbst entscheiden und sich möglichst kein Gefecht aufzwingen lassen. Sie bestimmten die Schlacht (... und damit meist auch den Sieger)!
Scharten und Zinnen sind aber typische Zeichen der Defensive; und zwar meist einer Minorität gegen eine angreifende Majorität. So sollte versucht werden mit baulichen Mitteln etwas mehr Chancengleichheit herzustellen. Gerade eben weil auf Burgen wehrfähige Männer nur in kleiner Zahl vorhanden waren, ist es besonders wichtig diese Kämpfer gegen Angriffe von außen zu decken um ein Maximum an Verteidigungsfähigkeit so lange wie möglich zu erhalten.
Erst in späterer Zeit wurden manche vorhandenen römischen Bauten quasi Wieder- oder Weiterverwendet und dann den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. So kommt es, dass römische Anlagen mittelalterliche Ergänzungen und Erweiterungen aufbieten. Mit dem Nebeneffekt, dass man manchmal nur schwer unterscheiden kann, was zu welcher Epoche gehörte und wann genutzt wurde.
Die von Dir beschriebenen Festungswaffen wurden zudem vor allem auf Schiffen als Artillerieersatz verwendet, um schon auf weitere Entfernung den Feind (Hier ist vor allem die kampfkräftige Mannschaft gemeint) attackieren zu können. Diese Waffen wurden meist von mobilen Schildträgern gedeckt, die mögliche Nahangreifer behindern sollten. Im Nahkampf gingen die Römer dann lieber wieder auf ihre bewährten Kampftaktiken über. Deshalb wurden solche stationären Waffen - wie schon oben beschrieben - möglichst auf erhöhten Plattformen aufgestellt und nur von wenigen Zinnen mit weiten Öffnungen gedeckt. Hier war das freie Schussfeld wichtiger als eine mögliche Deckung. Damit waren diese Waffen bei den Römern eher Offensivwaffen.
Ich hoffe damit Deine Frage ausreichend beantwortet zu haben. Ansonsten sollten wir diese Diskussion eher woanders weiterführen und nicht Gottfrieds Thread okkupieren.
... liebe Grüße von der Alb
Thomas