Fr 2. Mai 2014, 17:06
Hallo in die Runde,
und ein Dankeschön für eure Kommentare
mannisid hat geschrieben:Kannst Du mal etwas mehr zu den RFID Tags schreiben?
werde ich bei der Fortsetzung der Beschreibung berücksichtigen (s.u.)
AarKarl_VT96 hat geschrieben:heiliges Kanonenrohr, was um alles in der Welt hast Du denn so im richtigen Leben gemacht. Atomkraftwerke zusammengelötet.
Naja, nicht wirklich
. Auch wenn ich mal tatsächlich in Atomkraftwerken aktiv war
- zu der Zeit, als die noch gebaut wurden. Da habe ich an der Entwicklung eines Zutritt-Kontrollsystems mitgearbeitet. Meine ersten Gehversuche in Software habe ich Anfang der 70er während des Elektrotechnik-Studiums gemacht - in Algol. Da waren Computer noch raumfüllende Gebilde...
und Informatik als Studienfach gab's auch noch nicht. Wenn man so bedenkt... Meine Diplomarbeit habe ich in Fortran auf einem Hybridrechner geschrieben. Der beanspruchte einen 100qm großen Raum. Heute hat der scheckkartengroße Raspi eine um Größenordnungen höhere Rechenleistung und um noch mehrere Größenordung kleinere elektrische Leistung. Und wenn man dann noch die jeweiligen Anschaffungskosten vergleichen würde
.
Meine aktive Programmierzeit im Beruf endete ungefähr da, als die OOP aufkam. Ab da habe ich nur noch programmieren lassen
. Mein erstes Programm mit Klassen habe ich erst jetzt auf dem Raspi geschrieben....
AarKarl_VT96 hat geschrieben:Ich habe vor 30 Jahren ein ähnliches Stellwerk gebaut allerdings komplett mit TTL 74LSXX das hatte ebenfalls Radzähler und eine komplette Fahrstraßensteuerung ähnlich DB DS60. Die Fahrstraßen wurden hart mit Drahtbrücken "programmiert". Fahrstraßenverriegelung, Weichen und Signalsteuerung incl.
TTL-Gräber... Respekt, das war noch
echte Hardware
. Hast Du da noch Bilder? Und wieviel 19" Rahmen hast Du damit belegt
jowiad hat geschrieben:was Du uns hier als Anlagensteuerung zeigst, ist für mich als Nicht-Elektroniker, der sich wohlweislich auf sein Standard-Lenz-System beschränkt, einfach umwerfend.
Danke, aber man kann ja nicht auf allen Gebieten top sein. Ich hab' mal in deinem Link gestöbert - was Du da landschaftsbauerisch auf die Beine stellst ist dem aber mindestens ebenbürtig und genauso umwerfend
.
Nun noch ein paar weitere Info's zu meiner Steuerung.
Die RFID-Tags sind reine ROM Transponder, auf die man nichts schreiben kann. Jeder Tag hat eine eindeutige ID. Da habe ich mir mal bei ebay einen Stapel günstig besorgt.
Als Antenne verwende ich eine Towitek vom Conrad. Sobald ein Transponder in Reichweite kommt, wird die ID ausgelesen und die 5Byte an der seriellen Schnittstelle der Antenne ausgegeben. Die Antenne hat nur 3 Anschlüsse: Stromversorgung und den seriellen Ausgang. Solange der Transponder im Empfangsbereich bleibt, werden die 5Byte ca. alle 200ms erneut gesendet. Da es kein ordentliches Protokoll mit eindeutiger Anfangs- und Endekennung gibt, muss man diese Pause von min. 200ms zum Synchronisieren auf den 5Byte-Block nutzen. Da man nicht beeinflussen kann, wann die 5 Byte gesendet werden, braucht's am RFID-Konzentrator eine entsprechende Zahl von seriellen Schnittstellen, die alle immer auf 'Empfang' stehen. Wird eine bekannte ID empfangen wird die zugehörige Zugnummer an die Hauptsteuerung gemeldet. Unbekannte ID's werden normalerweise ignoriert. Im 'Lernmodus' wird bei unbekannter Id die Zugnummer am angeschlossenen Terminal abgefragt, und dann dauerhaft gespeichert.
Die Steuerung kennt 3 Betriebsarten:
'Stop' : da fahren alle Züge die unterwegs sind noch zu ihrem jeweiligen Ziel, es wird aber keine neue Zugfahrt gestartet
'Auto' : Automatisches Nachrücken. Solange vor einem Zug noch ein freier Blockabschnitt ist, fährt der Zug weiter. Ausfahrten aus den Gleisharfen Richtung sichtbarer Anlagenteil müssen in dieser Betriebsart manuell gestartet werden. (Derzeit noch am Handterminal):
'Auto-Ausfahrt' : In dem Modus fahren die Züge auch automatisch aus den 5-gleisigen Harfen und dem NBn Schattenbahnhof aus. Das ist die Standard-Betriebsart, bei der sich der Fdl in Westal ganz auf den Bahnhofsbetrieb konzentrieren kann.
Wichtig ist mir natürlich ein möglichst 'unfallfreier' Betrieb. Deshalb sind eine Reihe Plausibilitätsprüfungen und Fehlererkennungen eingebaut. Tritt ein Fehler auf, wird sofort der ganze Betrieb stillgelegt (Fahrspannung abgeschaltet). Wenn möglich wird auch angezeigt, welcher Blockabschnitt den Fehler verursacht hat. Das ist dann eigentlich die 4. Betriebsart: kein Betrieb
.
Um einen besseren Überblick darüber zu haben was da im Untergrund abgeht, will ich jetzt den Raspi einsetzen. Damit wird der gesamte Zugbetrieb im Untergrund in Echtzeit visualisiert:
Neben der Visualisierung soll zukünftig auch die Bedienung komplett über diese Oberfläche möglich sein. Dann braucht man das Handterminal nicht mehr. Bisher geht da aber nur das Umschalten der Betriebsart.
Im wesentlichen ist im Schattenbahnhof strenger Richtungsbetrieb. Das vereinfacht die Steuerung wesentlich. Nur Richtung Nebenbahn geht das natürlich nicht, da die nur eingleisig ist. Da müssen dann besondere Verkehrungen im Zusammenhang mit dem Bahnhofsstellwerk getroffen werden. Dazu dann demnächst mehr.
Und falls sonst noch Fragen sind ... nur her damit